Absinth trinken mit Wirkung.

Fakten trocken

Absinth ist ein alkoholisches Getränk, dessen Rezeptur bereits im 18. Jahrhundert im heutigen schweizerischen Kanton Neuenburg entwickelt wurde. Außer Wermut, dem Namensgeber und Hauptbestandteil, Anis und Fenchel, können zusätzlich Ysop (auch Bienen- oder Eisenkraut genannt), Zitronenmelisse, Angelika und Veronica (keine Frauen, sondern Engelwurz und ein Wegerichgewächs), Kalmus, Koriander, Wacholder, Muskat und andere Kräuter der meist grünlichen Spirituose beigefügt werden.

Wermut ist eine bitter schmeckende Pflanze, Absinth wird daher zu den Bitterspirituosen gezählt. Bereits in der Antike wurde Wermut als „Magentherapeutikum“ verwendet, der bitter-herbe Geschmack wurde durch die Beimengung von Alkohol abgemildert. Henri Louis Pernod (ja, genau der von dem Schnaps), stellte Absinth als Erster in industrieller Produktion her und profitierte von der steigenden Beliebtheit des berauschenden Getränks Ende des 19. Jahrhunderts.

Fakten fun, für Besserwisser-Trinker

  • Es gibt die Begriffe Absinthepilepsie und Absinthblindheit
  • Die erlaubte Höchstgrenze nach der Akromenverordnung sind 10 mg Thujon pro Liter Alkohol
  • Es gibt eine Akromenverordnung ;)
  • Absinthtrinker wurden zeitweise geächtet; auch heute gibt es noch den Begriff „Wermutbruder“
  • Pernod verzichtete bei seiner Produktion irgendwann auf Wermut und stieg auf Anis um. Daher kommen die Nachfolger Pastis, Sambuca, Anisette etc.
  • Absinth trinken kann man ritualisieren, fast wie Feuerzangenbowle, mit einem auf einem speziellen Löffel angezündeten Zuckerwürfel
  • Die meisten der heutigen Absinthe sind künstlich grün eingefärbt. Es gibt auch blaue, schwarze oder rote Absinthsorten, je nach Marketingspaß.
  • Absinthismus bezeichnete im 19. Jahrhundert die Folgen des chronischen Absinth-Konsums: Sucht, Übererregbarkeit und Halluzinationen.
  • In der Tschechoslowakei, Spanien und Portugal war Absinth zu keiner Zeit verboten
  • Absinth war im 19. Jahrhundert auch deswegen so beliebt, weil es billig war und mit Wasser verdünnt ließ es sich so stundenlang in der Bar ausharren (Trinken war eine der wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten)
  • Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Paris auf tausend Einwohner umgerechnet 11,5 Kneipen
  • Einige Gemälde mit Absinthmotiven: Èdouard Manet „Der Absinthtrinker“, Edgar Degas „Der Absinth“, Vincent van Gogh „Stillleben mit Absinth“, Pablo Picassos verschiedene Absinth-Trinker, sein „Buveuse assoupie“ aus der blauen Periode und das kubistische „Das Glas Absinth“, Henri Toulouse-Lautrecs Portrait von van Gogh mit Absinth, Paul Gauguins „Dans un café á Arles“, Viktor Oliva „Der Absinthtrinker“ oder William Orpen „The Absinthe Drinker“. (Was insgesamt beweist, dass Maler nicht unbedingt die Einfallsreichsten waren, wenn es um die Namensgebung ihrer Werke ging).

Alternative Fakten Mythen

Die grüne Fee, wie Absinth wegen der Farbe auch genannt wird, war lange Zeit unter Beschuss geraten, da es aufgrund seines Thujon-Gehalts in dem Verdacht stand, gesundheitliche Schäden und Wahnvorstellungen hervorzurufen. Thujone sind Nervengifte, die Verwirrtheit, Halluzination und Schwindel hervorrufen können. Vor allem dieser Bestandteil brachte Absinth daher lange zu Unrecht in Verruf. Es wurde behauptet, bei Absinthtrinkern sei ein stärkerer Hang zu Wahnsinn und Selbstmord zu beobachten. Zudem sorgte nach 1905 der sogenannte „Absinthmord“ des Schweizers und Schwerstalkoholikers Jean Lanfray, der mehrere Flaschen Wein abwechselnd mit Absinth und Weinbrand zu sich genommen und im Anschluss seine Familie erschossen hatte, für Aufsehen.

Ab 1915 war der Alkohol nach viel hin und her in den USA und einer Reihe von europäischen Staaten daher verboten. Da moderne Studien eine Schädigung durch Absinthkonsum jedoch nicht nachweisen konnten, ist der Verkauf seit 1998 in den meisten europäischen Ländern wieder erlaubt. Sogar im neutralsten aller Länder der Schweiz. Wahrscheinlich überwiegt die Freude an dem Verdacht, dass Thujone in alkoholischen Getränken angeblich auch eine euphorisierende und aphrodisierende Wirkung haben…

Berühmte Absinth Trinker

Die Liste der berühmten Vorbildtrinker ist genauso erlesen wie die Zutatenliste des ursprünglich aus Frankreich stammenden Getränkes: Charles Baudelaire, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe, Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Verlaine, Charles Cros, Alfred Jarry, Oscar Wilde und natürlich van Gogh gehörten zum genießenden Kreis der meist grünlichen Spirituose. Noch lebende Absinthtrinker sind zum Beispiel Johnny Depp und Marylin Manson (und wir natürlich).

Trinkritual französisch

1. Ca. 2 cl Absinth in ein Glas geben, 2. Je nach Geschmack ein oder zwei Würfel Zucker auf den Absinthlöffel legen, 3. Sehr vorsichtig uns langsam eisgekühltes Wasser über den Zucker gießen, so dass sich der Zucker langsam auflöst und zusammen mit dem Wasser durch die Löcher des Löffels in das Glas träufelt. Das Verhältnis von Wasser und Alkohol ist ebenfalls geschmacksabhängig, in der Regel 1:3 oder 1:4, so dass der Alkohol kaum brennt. Zum Schluss das Ganze einmal umrühren. Dabei „opalisiert“ das Getränk, dass heißt es wird milchig trübe. Die französische Variante ist die verbreitetste Methode.

Trinkritual schweizerisch

1. Ca. 4-6 cl Absinth in ein Glas geben, 2. Mit 16-24 (etwa 3-5 mal so viel) eiskaltem Wasser langsam auffüllen und umrühren – fertig. Die schweizerische ist die zuckerlose Variante – für die Figurbewussten und Zuckerdiätiker unter uns.

Trinkritual tschechisch

1. Ca. 2 cl Absinth in ein Glas geben, 2. Je nach Geschmack ein oder zwei Würfel Zucker auf den Absinthlöffel legen, 3. Die Würfel mit Absinth übergießen und anzünden, 4. Sobald der Zucker Blasen wirft oder karamellisiert, die Flammen löschen (!) und den Löffel in das mit Absinth gefüllte Glas tauchen, 5. Mit Eiswasser im Verhältnis wie bei der französischen Variante 1:3 oder 1:4 auffüllen. Umrühren, fertig. Die tschechische ist die gefährliche Variante, da der Zucker auf keinen Fall noch brennen darf, wenn der Würfel in den Alkohol getaucht wird. Es besteht Brand- und Stichflammengefahr. Da hört der Spaß dann auf, sonst sind die Augenbrauen ab.